"Hoyerswerda war der Ort, wo das erste Mal nach der Wiedervereinigung Deutschlands gewalttätige Übergriffe auf Ausländer- und Asylbewerberheime in Ostdeutschland mit weitgehender Unterstützung der Bevölkerung stattfanden. Hoyerswerda - das ist ein Begriff, der um die Welt ging und zum Synonym für die militante Ausländerfeindlichkeit der Ostdeutschen wurde. Zu einer solchen Stigmatisierung eignet sich Hoyerswerda wie kaum eine andere ostdeutsche Stadt, lässt sich an ihr doch problemlos jener Zusammenhang von sozialistischer Prägung, kleinbürgerlicher Normativität und Perspektivlosigkeit aufzeigen, aus deren Mischung, wie man sich gern vorstellt, der ostdeutsche Fremdenhass hervorgeht. Man braucht nur ein Bild von der Trostlosigkeit der im Quadrat gebauten Neubauviertel, von der Dramatik des sozialstrukturellen Umbruchs und des Arbeitsplatzabbaus in der einst vom Braunkohlentagebau profitierenden Region und von den geistigen Hinterlassenschaften des Sozialismus zu zeichnen, um jedermann klarmachen zu können, dass dies der Boden ist, auf dem Ausländerfeindlichkeit und rechtsradikale Gewalt gedeihen."
Am frühen Abend kommt es auf dem Lausitzer Platz zu einer Auseinandersetzung zwischen acht angetrunkenen Skins und vietnamesischen Markthändlern. Die Polizei löst die Störung auf. Der Konflikt verlagert sich in der Folge auf das Vertragsarbeiterwohnheim in der Albert- Schweitzer-Straße, vor dem sich eine Stunde später bereits ca. 40 Personen befinden. Das Gebäude wird mit Steinen beworfen. Zur Verteidigung werfen die Bewohner des Heims Flaschen und andere Gegenstände aus den Fenstern. Die eintreffende Polizei wird massiv an der Bereinigung der Situation gehindert. Erst nach dem Eintreffen weiterer Einsatzkräfte aus Bautzen, Kamenz und Görlitz kann die Lage unter Kontrolle gebracht werden. Es erfolgen 12 Festnahmen. Insgesamt werden acht Menschen verletzt.
Wiederum am frühen Abend versammeln sich ca. 100 Jugendliche vor dem Heim und skandieren ausländerfeindliche Parolen. Eine Stunde später hat sich die Menschenmenge auf ca. 150 Personen vergrößert. Es kommt zu Handgreiflichkeiten zwischen Deutschen und den Bewohnern des Heims. Das Gebäude wird daraufhin polizeilich gesichert, um das Eindringen von Deutschen zu verhindern. Um 19.30 Uhr befinden sich ca. 200 Personen vor dem Heim. Es werden Parolen wie "Ausländer raus, sonst werden die Aktivitäten solange fortgesetzt, bis die Ausländer raus sind" oder "Ausländer raus, sonst wird das Haus angezündet" gerufen. Gegen 21 Uhr hat die Polizei die Lage unter Kontrolle und die Gruppierungen lösen sich auf. Eine Stunde später trifft Landrat Wolfgang Schmitz ein und führt Diskussionen mit den ca. 25 verbliebenen Personen vor dem Heim. Den Bewohnern selbst wird die Auflage erteilt, Handlungen zu unterlassen, die als Provokation angesehen werden können.
Gegen 20 Uhr befinden sich ca. 500 Personen vor dem Wohnheim. Unter Beifall der Menge werden Brandflaschen, Steine und andere Gegenstände gegen das Gebäude geworfen. Die Bewohner werfen ebenfalls Gegenstände vom Dach des Heims. Der Polizeibericht registriert an diesem Tag Angriffe nicht mehr nur gegen die Ausländer, sondern auch verstärkt gegen die eingesetzten Vollzugsbediensteten. Um Mitternacht ist die Lage unter Kontrolle. Vor dem Heim befindet sich noch immer eine größere Anzahl von Schaulustigen, von denen allerdings keine Störungen mehr ausgehen. Es kommt insgesamt zu 24 Festnahmen. 17 Personen werden verletzt. Die Polizei stellt Brandflaschen, Ketten und Schlaggegenstände sicher.
Nach erneuten Angriffen mit Molotowcocktails auf das Heim wird das Gebäude gegen 22 Uhr weiträumig abgesperrt. Die Ausschreitungen verlagern sich nun auf das Asylbewerberheim in der Thomas-Müntzer-Straße. Gegen 23 Uhr befinden sich dort ca. 40 Personen aus der Skinhead-Szene. Es werden Fensterscheiben eingeworfen. Eine Stunde später treten ca. 70 Bewohner des Heims vor das Gebäude und fordern die Ausreise nach Berlin. Die Menschenmenge auf der Thomas-Müntzer-Straße und auf den angrenzenden Straßen ist inzwischen auf ca. 100 Personen angewachsen. Gegen 2 Uhr löst sich die Situation auf. Es erfolgen vier Festnahmen.
60 Bewohner des Vertragsarbeiterheims in der Albert-Schweitzer-Straße verlassen unter polizeilicher Aufsicht die Stadt. 70 Personen verbleiben vorerst im Heim. In der Folge finden keine Ausschreitungen mehr an diesem Ort statt. Bewohner des Asylbewerberheims in der Thomas-Müntzer-Straße blockieren am Nachmittag die Eingänge durch Rollcontainer, was ca. 150 Schaulustige anzieht. Drei Stunden später eskaliert die Lage. Das Gebäude wird mit Molotowcocktails und Steinen beworfen. Einige Asylanten besteigen das Dach und werfen mit Gegenständen in die Menschenmenge vor dem Heim, was weitere Schaulustige anzieht. Bei der Räumung des Geländes rund um das Heim werden die Einsatzkräfte der Polizei mit Brandflaschen und Stahlkugeln attackiert. Gegen 2.30 Uhr ist die Situation bereinigt. Es gibt 16 Festnahmen. Vier während der Räumung in Gewahrsam genommene Personen werden wieder entlassen, da es sich um Minderjährige handelt. Verletzt werden sechs Menschen.
Ca. 70 PKW mit Berliner Kennzeichen befinden sich gegen 14.30 Uhr auf dem Weg in die Thomas-Müntzer-Straße. Es erfolgt die Auslösung von Polizeialarm und drei Hundertschaften polizeilicher Einsatzkräfte begeben sich zum Einsatzort. Eine halbe Stunde später sind ca. 300 Personen vor dem Heim anwesend, von denen allerdings keine Störungen ausgehen. Es handelt sich dabei größtenteils um Vertreter der "Liga für Menschenrechte", jüdischen Gruppen sowie um Repräsentanten der "Aktion Sühnezeichen" und der "Alternativen Liste". Kurz darauf werden ca. 100 Anhänger der rechten und linken Szene präsent. Die Lage eskaliert durch das Aufeinandertreffen dieser beiden Gruppierungen. Durch einen Polizeieinsatz wird eine weitere Verschärfung der Lage verhindert. Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes sondieren die Gesamtentwicklungslage. Der stellvertretende Bürgermeister Klaus Naumann spricht als erster Politiker seit dem 18.09. per Megaphon zu der Menge. Um 21 Uhr eskaliert die Situation erneut. Es werden Steine und Flaschen geworfen, auch Reizgas findet Anwendung. Eine halbe Stunde erfolgt die Räumung des Geländes durch den Einsatz von Diensthunden und Wasserwerfern. Insgesamt werden 32 Personen festgenommen. Es gibt 6 Verletzte. Zu den beschlagnahmten Waffen gehören fünf Schreckschusspistolen, eine Luftdruckpistole, vier Stichwaffen, eine Stahlkugelschleuder und fünf Totschläger.
Im Zeitraum von 17.30 Uhr bis 22 Uhr wird das Asylbewerberheim geräumt. Es befinden sich bis zu 600 Schaulustige vor dem Gebäude. Kurz nach 19 Uhr wird das Gebäude mit Feuerwerkskörpern beschossen. Wenig später verliert ein Bewohner des Heims die Nerven und will aus dem vierten Stock springen. Er kann zurückgehalten werden, doch aus der Zuschauermenge ertönen Anfeuerungen. Ungefähr zeitgleich wird einer der Busse, die die Asylbewerber aus der Stadt bringen sollen, mit einem Gegenstand beworfen. Ein Insasse wird am Auge verletzt. Die neuen Unterkünfte befinden sich in Meißen, Pirna sowie im Landkreis Hoyerswerda. Nach der Ankunft weigern sich einige Menschen, den Bus zu verlassen, um eine sofortige Verlegung in die alten Bundesländer zu erreichen. Erst am Vormittag des 25.09.vermeldet die Polizeidirektion Dresden deren Verlassen des Busses. Am gleichen Tag wird verzeichnet, dass eine Anzahl Asylanten ihre Unterkunft verlassen haben, um sich eigenständig in die Altbundesländer zu begeben. Sie erhalten Kirchenasyl in Berlin.