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Denkmal Herbst 91 - Heute

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In der Zeit nach dem September 1991 war in Hoyerswerda nichts mehr wie vorher. Es waren die Jahre des wirtschaftlichen Strukturbruchs. Die Braunkohleindustrie, die vorher 13 000 Menschen Lohn und Brot gegeben hatte, wurde grundlegend modernisiert. Dies führte langjährig zu einer regionalen Arbeitslosenquote von rund 20 Prozent. Abwanderung, Wohnungsleerstand, Rückbauten von Wohnhäusern, Schul- und KiTa-Schließungen, Schließungen von Dienstleistungsbetrieben und beginnende Überalterung waren die Folge. Viele Lausitzer - einst Kohlekumpel und nun nicht mehr gebraucht - waren darauf nicht vorbereitet und konnten sich nur schwer zurechtfinden.

In Hoyerswerda wurden daraus resultierende Probleme nicht selten mit den Ereignissen vom September 1991 in Verbindung gebracht. Die Stadt stand fast ununterbrochen im Focus der Medien...

Dafür gab es leider auch immer wieder Gründe. Radikale rechts- und linksgerichtete Jugendgruppen trugen bis zu Mitte der 1990-er Jahre verdeckte Kämpfe aus, die auch mehrfach eskalierten. In der Neustadt wurde ein Jugendclub von der rechten Szene besetzt, es fanden in der Stadt rechts- und linksorientierte Konzerte statt - die jeweils von ideologisch anders orientierten Jugendgruppen gestört oder verhindert wurden - zum Teil mit gewaltsamen Ausgang.

Die Stadtverwaltung, die Stadträte, das Landratsamt,die Kirchenvertreter, die Polizei und viele andere, die den Ausschreitungen im September 1991 noch geschockt und fassungslos gegenüber standen, hatten das gefährliche Potenzial erkannt und fanden sich in einer strategischen Gemeinsamkeit zusammen, die wohl in Deutschland ihres gleichen sucht.

Das Projekt "Mobile Jugendarbeit"

Fördermöglichkeiten vom Bund, vom Freistaat Sachsen, von Kirchen, Stiftungen und freien Trägern ermöglichten - gegenläufig zur Entwicklung in den neuen Bundesländern - den Erhalt der Jugendklubs und die Installation neuer Einrichtungen. Das Projekt "Mobile Jugendarbeit", ein gemeinsames Projekt der Stadt, des Landes Sachsen, der Kirchen und von freien Trägern der Jugendhilfe wurde entwickelt. Sozialarbeiter und Streetworker, Berufe, die man bis 1990 hier nicht kannte, arbeiteten hier unabhängig ihrer Konfession und ihres Trägers eng zusammen und waren an den sozialen Brennpunkten vor Ort.

Die RAA

Die RAA, damals noch regionale Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule, wurde in Hoyerswerda gegründet. Stiftungen wie die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung und die Freudenberg-Stiftung engagierten sich stark. Unter dem Titel "EUREGIO" fanden 1992, 1996 und 2000 in Hoyerswerda internationale Sportwettkämpfe statt, rund 2000 Kinder und Jugendliche aus bis zu neun europäischen Ländern waren beteiligt. Die RAA organisierte unter dem Motto "Ferienspaß im Nachbarland" jährliche Ferienlager in Tschechien, an denen zwischen 1993 und 2007 rund 10 000 Kinder und Jugendliche teilnahmen. Schulprojekte wie "Wider das Vergessen" oder "Zur Zukunft gehört die Erinnerung" wurden entwickelt und haben bis heute einen festen Platz an unseren Bildungseinrichtungen. Vereine wie die "Kulturfabrik Hoyerswerda e.V." (KuFa) boten unzählige Kinder - und Jugendprojekte in allen künstlerischen Genres an. Theater und Tanz, Medienarbeit und begleitende Schulprojekte für alle Schularten waren der Anfang - heute arbeiten in der KuFa Schülerinnen und Schüler eines Hoyerswerdaer Gymnasiums im Projekt "Kulturschule" in freier Unterrichtsarbeit sehr erfolgreich für ihre künstlerische und humanitäre Bildung.

Weitere Veranstaltungen

Veranstaltungen wie die Interkulturelle Woche finden in und um Hoyerswerda regelmäßig statt und werden von allen Schulen, Kirchen, Einrichtungen und den Verbänden und Vereinen, die sich mit Jugendbildung beschäftigen, gemeinsam vorbereitet und durchgeführt. Alles Genannte ist nur eine Auswahl für die gemeinsamen Anstrengungen in Hoyerswerda, um Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhass keinen Nährboden zu lassen. Das blieb nicht unbemerkt. Im Oktober 2010 wurde der Stadt Hoyerswerda von der Bundesregierung die Auszeichnung "Ort der Vielfalt" verliehen. Damit wurde das auf breiter Basis wirkende Engagement für Demokratie und Toleranz in der Stadt gewürdigt. Am 4. Februar 2011 fand in der Aula des beruflichen Schulzentrums die Bildungskonferenz des Jahres 2011 statt. Am Ende der Konferenz rief Oberbürgermeister Stefan Skora die Konferenzteilnehmer auf, das Jahr 2011 in Hoyerswerda als "Jahr der Vielfalt" zu begehen. Der Aufruf richtete sich an alle Vereine, Verbände, Bildungseinrichtungen, Initiativen aber auch einzelne Bürger, um durch vielfältigste Aktionen auf das bunte und von Urbanität geprägte öffentliche Leben in Hoyerswerda aufmerksam zu machen. Wir alle, so der Oberbürgermeister, wollen der breiten Öffentlichkeit unser neues, wahres und vor allem demokratisches Bild von der Stadt Hoyerswerda zeigen.

Ausstellung "Hoyerswerda, Herbst 1991"

Ab September des Jahres 2011 lud die temporäre Ausstellung "Hoyerswerda, Herbst 1991" alle interessierten Hoyerswerdaer, Gäste und Vertreter der Medien für mehrere Monate in die Orange-Box ein. Diese Ausstellung war eine Gemeinschaftsarbeit derer, die die Septembertage 1991 hautnah mit erlebt hatten. Aus unterschiedlichen Sichtweisen spiegelte sie die Chronologie der Ereignisse wieder. Filmbeiträge ließen Zeitzeugen zu Wort kommen, es sollten Erinnerungen geweckt und Fragen provoziert werden. Das Interesse an der Ausstellung und den damit verbundenen Gesprächen und Foren war groß. Eröffnet wurde die Ausstellung am 8. September 2011. Oberbürgermeister Stefan Skora wandte sich in seiner Rede sehr persönlich und emotional an die anwesenden Gäste, zugleich bat er auch ausdrücklich um die Weiterleitung seiner Botschaft an die Betroffenen des Septembers 1991 in der Ferne.
Er sagte: "Ich möchte den heutigen Tag zum Anlass nehmen, mich im Namen der Bürger der Stadt Hoyerswerda für das Leid zu entschuldigen, was Ihnen damals zugefügt wurde. Ich hoffe, dass es ihnen heute gut geht und ich wünsche, dass die Erinnerungen von damals nicht mehr so weh tun mögen. Dass ein Vergessen nicht möglich ist, wissen wir. Dass sich so etwas nicht wiederholt - dafür arbeiten wir sehr engagiert."

Aufnahme von Asylbewerbern

Seit Januar 2014 leben wieder Asylbewerber in Hoyerswerda. Zahlreiche Hoyerswerdaer Bürger Vertreter der Stadt, der Parteien, der Kirchen und aller demokratischen Kräfte hatten sich im Vorfeld im Bürgerbündnis "Hoyerswerda hilft mit Herz" zusammengefunden. Die Zusammenarbeit erfolgt wieder übergreifend, ohne Ansicht auf Alter, Weltanschauung oder Religion und ist einzig und allein darauf gerichtet, den Asylbewerbern im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten einen menschenwürdigen Aufenthalt in Hoyerswerda zu bieten.