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Die sorbische Tradition

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Geschichte

In den sorbisch geprägten Dörfern des ehemaligen Kreises Hoyerswerda ist die Verbundenheit zu unserer evangelischen Kirche stärker als in den Städten. Nach Siegmund Musiat in "Volksleben, Volksfrömmigkeit und Volksbrauch in der Lausitz" und nach anderen Quellen war die christliche Missionierung ab dem 9. Jahrhundert in unserem Gebiet ein äußerst schwieriges Unterfangen. Der an Götter des Himmels, der Atmosphäre und der Erde befestigte Glaube erwies sich als sehr ausdauernd. Missionare und Chronisten im Gefolge der siegreichen fränkisch-deutschen Heere beklagten sich einst bitter über die Halsstarrigkeit der Neubekehrten, über Tücken und heimliche heidnische Ansichten und Handlungen. Dennoch war ihnen die Religiosität und Gastfreundschaft nicht abzusprechen. Die volle innere Öffnung zur christlichen Botschaft war nur nach und nach zu erreichen. Aber im Laufe der Jahrhunderte erwies sich die sorbische Lausitz für die neue christliche Lehre als ein sehr fruchtbarer Boden. Die Sprache, Bodenständigkeit und fast einheitlich bäuerliche Bevölkerung und relative Abgeschiedenheit erzeugte eine eigenständige Religiosität. Diese äußerte sich in festen Regeln des Kirchganges, der Verbindung von wichtigen Lebensereignissen, wie Geburt, Taufe, Hochzeit, Tod und Totengedenken, mit religiösen Ritualen. So wurden Verhaltensregeln, Gebete und übliche Lieder von Generation zu Generation weitergegeben.

Leider ist diese Tradition in den letzten Jahrzehnten weitestgehend verloren gegangen. Sicherlich war Gewohnheit ein Vater dieser Tradition, aber auch Zeiten der Kargheit und der Not. Man bedenke, der erste Weltkrieg, die Nachkriegsnot, die Weltwirtschaftskrise, die Arbeitslosigkeit als Folgeerscheinung, die Zeit des Faschismus und ihre besonderen Erscheinungen in unserem sorbischen Gebiet, die Kriegsjahre mit ihrer Sorge um Mann und Sohn an der Front, und dann wieder die schweren Nachkriegsjahre, haben sicherlich eine stärkere Bindung zur Kirche bewirkt. Es scheint, dass nicht nur sozialistische Antireligionspropaganda sondern auch Zeiten des Sattseins und des Wohlstandes, was vor allem in der Gegenwart deutlich wird, ein Abrücken von der christlichen Religion, zumindest von ihrer Kirche, bewirken. (nach einem Bericht von Johann Kasper)

Ein Denkmal mit Friedenstaube

Aufgrund des Rückganges dieser Tradition und auch der Sprache wurde das sogenannte Witaj-Projekt 2001 ins Leben gerufen in Zusammenarbeit mit dem Bund Lausitzer Sorben (Domowina).Hierbei soll das Sprachverständnis als auch die sorbische Tradition bei jungen Menschen wieder gefördert werden. Weiterhin findet jedes Jahr der Sorbische Heimattag statt. Begonnen wird in der Johanneskirche mit einem zweisprachigen Gottesdienst. Anschließend geht es mit Kremsern auf eines der umliegenden Dörfer zum Mittagessen, einem sorbischen Programm sowie traditionelle Tänze mit Blasmusik.